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Regionale Informationen aus dem Landkreis Leer

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Titel:"Diszipliniert aber langsam"
Gemeinde/Stadt: 
URL:www.ga-online.de
Datum:Sonntag, 7.1.2001
Text:Vier Chinesen zu Besuch im Oberledingerland / Überraschende Erkenntnisse über Land und Leute

Von Edgar Behrendt

KLOSTERMOOR Eigentlich müssten die Hunde "Lilly" und "Lotte" um ihre Leben fürchten, wenn Lijun Liao, Zhu Dan, Li Cailing und Zhang Shuying die Zutaten für ihren chinesischen Feuertopf zusammenstellen. Denn in ihrer Heimat, in China, stehen Hunde ganz selbstverständlich mit auf der Speisekarte. Doch die beiden Cocker von Familie Hinz in Klostermoor bleiben verschont, als sich die vier angehenden Studenten nach 14 Tagen in Ostfriesland mit einem leckeren Essen von ihren drei Gastfamilien verabschieden.

Verstanden sich gut: Die vier Gäste aus China Zhu Dan, Li Cailing, Lijun Liao, Zhang Shuying und die American Cocker "Lilly" und "Lotte".

Bei den Familien Hinz in Klostermoor, Munk in Völlenerfehn und Brueckmann in Ihrhove waren die vier Chinesen untergebracht. In ganz Deutschland sind es im Jahr etwa 150 ihrer Landsleute, die auf Einladung der Bonner Organisation "Experiment" in die Bundesländer kommen, um sich bei Gasteltern mit der Umgebung, der Sprache und den Gewohnheiten vertraut zu machen.
Nach gut einem Jahr müssen sie eine Prüfung ablegen. Wenn sie die bestehen, dürfen sie in Deutschland studieren. Lijun Liao (23), einziger Mann im Quartett, interessiert sich vor allem für Mikrochips und möchte in den Studiengang der Elektrotechnik. Zhu Dan (19) möchte Mathematiklehrerin werden, während sich Li Cailing (18) und Zhang Shuying (17) für Betriebswirtchaft interessieren.

Die Vier haben schon viel von Deutschland gesehen, doch der Besuch in Ostfriesland war der erste auf dem Lande. Unter anderem haben sie sich die Papenburger Meyer-Werft angesehen, die Kunsthalle in Emden besichtigt und einen Bummel über den Weihnachtsmarkt in Winschoten unternommen. Sehr beeindruckt hat Zhu Dan das deutsche Weihnachtsfest. In China werde Weihnachten nicht in der Familie gefeiert. Es sei ein Tag wie jeder andere auch. Am Abend würden junge Leute in die Disco gehen und tanzen. Sehr überrascht war sie auch von den echten Tannenbäumen. Dort, wo sie lebe, in der Provinz Jiangsu bei Shanghai, gebe es fast nur Plastikweihnachtsbäume. Weit verbreitet sei es aber, zu Weihnachten, an alle Bekannten Postkarten mit der Aufschrift "Merry Christmas" zu verschicken.

Lijun Liao ist aufgefallen, dass die Deutschen sehr diszipliniert seien. "Aber langsam", meint er. Kürzlich habe er beobachtet, wie Bauarbeiter in einer Stadt Schienen für die Straßenbahn verlegt hätten. Zwei Wochen später seien sie keine 50 Meter weiter gekommen. Auch würde es sehr lange dauern, bis die Deutschen ein Haus fertigstellen, sagt Lijun Liao. "Dafür fallen sie auch nicht so schnell wieder zusammen wie bei Euch", kontert seine Gastmutter Renate Hinz.

Von der Sauberkeit in Deutschland ist die 17-jährige Zhang Shuying angetan: "Hier sind die Straßen leer", sagt sie. Zuvor noch nicht gesehen habe sie, dass Müll getrennt werde, und dass alte Batterien im Geschäft abgegeben würden. Aufgefallen ist ihr auch, dass es in jedem Ort eine Kirche gebe und dass die deutschen Hunde viel größer als in China sind. Nur kleine Hunde seien ebenso wie Schlangen eine Delikatesse in China, bestätigt Li Cailing. "Vor allem im Winter, wenn es kalt ist", sagt sie. Ein Glück für "Lilly" und "Lotte". Das Tauwetter der letzten Tage kam den Hunden sehr gelegen. Sie haben "Schwein" gehabt. Ihren scharfen Feuertopf bereiteten die vier chinesischen Köche schließlich mit Schweinefleisch zu.
Autor:GA-Online

Redaktion - LeerOnline


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